Erdogans Türkei teilt iranische Sicht auf Israel

Erdogans Türkei teilt iranische Sicht auf Israel


In regierungsnahen Medien wird mit der Eroberung Tel Avivs geprahlt und eine islamische Armee zum Schutz der Palästinenser gefordert.

Erdogans Türkei teilt iranische Sicht auf Israel

Seth J. Frantzman, Jerusalem Post

Die Türkei hat in den letzten Wochen versucht, Medienverbindungen im Ausland zu nutzen, um veröffentlichen zu lassen, dass sie eine Versöhnung mit Israel wolle, während Medien im Inland extremistische Kommentare gegen Israel-Kommentare publizieren. Einer der Kommentatoren sagte laut dem türkischen Sender T24, dass die Türkei „in 48 Stunden in Tel Aviv einmarschieren“ könne und fuhr fort:, „Wir sind nicht wie die Araber“, eine offensichtliche Anspielung auf die Unfähigkeit der arabischen Armeen, Israel in den Jahren 1948 und 1967 zu besiegen.

Der Kommentar im türkischen Fernsehen war nicht ungewöhnlich. Hass auf Israel und Versprechungen, Israel zu zerstören, in Jerusalem einzumarschieren, „Al-Aqsa zu befreien“ sind in der Türkei zunehmend normal geworden, genauso die Verbreitung von und extrem nationalistischen, antizionistischen oder antisemitischen Kommentare. Die meisten Journalisten, die der türkischen Regierungspartei kritisch gegenüberstehen, wurden zum Schweigen gebracht, zur Flucht aus dem Land gezwungen oder ins Gefängnis gesteckt. Die Türkei gilt unter der AKP als der größte Kerkermeister für Journalisten weltweit.

Im März 2018 schlug eine türkische Tageszeitung außerdem vor, die Türkei solle eine islamistische Armee gründen, um Israel zu vernichten. Im Jahr 2019 sprach laut MEMRI auch der pensionierte türkische General Adnan Tanriverdi, der die Beratungsfirma SADAT leitet, von der Notwendigkeit, Jerusalem von Israel zu befreien: „Die islamische Welt sollte außerhalb Palästinas eine Armee für Palästina aufstellen. Israel sollte wissen, dass, wenn es [Palästina] bombardiert, eine Bombe auch auf Tel Aviv fallen wird.“

Es scheint, dass diese Ansichten zum Mainstream in der türkischen Regierungspartei geworden sind. Israel wird als der Hauptfeind der Türkei gesehen. Im Ausland arbeitet die Türkei mit Lobbyisten in Washington zusammen, um zu versuchen, die Medien einer günstigeren Darstellung des Landes zu bringen.

Man versucht sogar, israelische Medien mit falschen Geschichten über „Versöhnung“ zu beeinflussen. Zugleich sagte jedoch der neue Gesandte der Türkei in Israel, dass Zionismus Rassismus sei, und er beschuldigte Israel, Millionen von Menschen zu vertreiben und „viele Massaker“ zu begehen. Das Büro des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat geschworen, „Al-Aqsa zu befreien“ und erklärt, dass „Jerusalem uns gehört.“ (…)

Die zunehmend extremistischen Kommentare in türkischen Medien und in Ankaras Legion von Social-Media-Aktivisten, die jeden Kritiker online ins Visier nehmen, zeigen, dass das Narrativ der türkischen „Versöhnung“ mit Israel weitgehend hohl ist. Die Forderung nach einer islamischen Armee zur Übernahme Israels durch zahlreiche Kommentatoren und Ankaras Aufnahme der Hamas zeigen, dass die türkische Regierungspartei eine ähnliche Weltsicht wie das iranische Regime hat, indem sie Israel als zentralen Feind betrachtet und Jerusalem „befreien“ will.

Dies steht im Gegensatz zu Ländern in der Region, die die neuen Friedensabkommen mit Israel begrüßen und diese Art von extremistischer Rhetorik abgeschwächt haben.

 

Übersetzt von Alexander Gruber für MENA Watch -


Autor: MENA Watch
Bild Quelle: kremlin.ru, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons


Mittwoch, 23 Dezember 2020