Impf-Krieg: EU auf Konfliktkurs

Impf-Krieg: EU auf Konfliktkurs


Wen die Götter zerstören wollen, den machen sie zunächst verrückt. Und verrückt ist das ja wohl, was in nunmehr einem Jahr Covid-19-Pandemie als offizielle Politik verkauft wird.

Impf-Krieg: EU auf Konfliktkurs

Von Ramiro Fulano

Erinnern wir uns bitte kurz ans letzte Jahr, meine Damen und Herren: Wir wurden in den Lockdown versetzt, wieder aufgetaut, im Herbst wieder eingefroren, wobei einige von uns vorher noch im Urlaub waren, während bereits die Zweite Welle anrollte. Lockerungen wurden versprochen und durchgeführt. Sie zeigten sich daran, dass ringsherum ein Laden nach dem nächsten gleich wieder dicht machte. In einer Art Quantenphänomen war Krautland gleichzeitig auf und zu, geschlossen und geöffnet. Wie Schrödingers berühmte Quanten-Katze, die gleichzeitig tot und lebendig sein kann (die Opfer*innen linksalternativer Verblödung googeln das bitte).

Ganz ähnlich verhielt es sich mit dem Impfstoff: Erst war er dringend nötig, denn er sollte unsere Rettung sein. Dann war er auf einmal höchst bedenklich (weil die EU zu blöd war, um genug davon zu bestellen). Schließlich wurde er ein paar Tage lang rehabilitiert und für die Impfung von Steuerberatern und Berufspolitikern reserviert - und anderen Leuten, die wir nicht entbehren könnten (haha!). Und dann wurde er vom italienischen Zoll beschlagnahmt, damit ihn die Australier nicht kriegen. Inzwischen ist er fast überall in der EU verboten, weil er angeblich Thrombosen verursacht. Na, wenigstens die Familienangehörigen von ein paar italienischen Zollbeamten sind jetzt bestimmt gut geimpft, mindestens doppelt und dreifach würde ich sagen.

Aber jetzt mal im Ernst: Die Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel bildet, besteht bei jeder Spritze, die man bekommt. Sie ist so minimal, dass in den meisten Beratungsgesprächen nicht mal darauf hingewiesen wird. Die Bild-Zeitung hat gestern flugs ausgerechnet, wie groß das Thromboserisiko ist: vier in einer Million. Oder in der Sprache des Beipackzettels Ihres Vertrauens: extrem selten. Ihr Risiko, über Ihre offenen Schnürsenkel zu stolpern und dadurch in einen Kanalisationsschacht zu fallen, ist vermutlich größer, meine Damen und Herren.

Das Thrombose-Risiko besteht zudem auch bei allen anderen Impfstoffen. Egal ob Mumps, Röteln, Keuchhusten oder eben Corona: Es besteht bei jeder Impfung ein minimales Rest-Risiko. Es ist so minimal, dass keiner darüber redet. Vor allem nicht bei BioNTech - obwohl man aus einschlägigen Statistiken des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) weiß, dass deren Thrombose-Risiko annähernd dem des Astra-Zeneca-Präparates gleicht. Was zu erwarten ist, weil es sich um das minimale, jedoch völlig generische Risiko handelt, dass bei jeder Impfung besteht.

Wiederum Spaß beiseite. Bemerkenswert an der Hetzjagd auf Astra-Zeneca ist doch, dass deren Covid-19-Vakzin nur in der Rost-EU-27 als echtes Teufelszeug gilt. Kanada? Kein Problem. USA? Kein Problem? Australien, Neu Seeland, Indien - nirgends, wo das AZ-Vakzin verabreicht wurde, gab es irgendwelchen Jammer. Nur in der EU. Und auch hier nur in Italien, Spanien, Frankreich und natürlich Germany. So dass sein Einsatz dort gestoppt wurde - bis dann spätestens nächste Woche wieder mit Volldampft Astra-Zeneca verimpft wird, um den Rückstand aufzuholen?

Wenn der Impfstoff sonst überall funktioniert und nur in der EU nicht, dann geht es beim AZ-Verbot nicht um die Gesundheit, sondern um Politik. Und wie aufs Stichwort versicherte uns die französische Wirtschaftsministerin bereits gestern mit echtem Täterinnenstolz, dass ihre Behörde hinter dem Vakzin-Stopp in der EU steckt: Ihr Vorgehen sei „in Europa“ (gemeint war die EU) abgestimmt. Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine Palastintrige, angezettelt von Deutschlands Erbfreund Frankreich. Ein Impfmittel, das les rosbeef zusammengepanscht haben? Mon dieu, nie und nimmer! Eher sterben wir alle am Lungenkollaps - oder vielmehr die Alten und die kleinen Leute. Immerhin hatte sich der in Krankreich entwickelte Sanofi-Impfstoff in Tests als so effektiv wie die Maginot-Linie herausgestellt; seine Einführung wurde deshalb „auf unbestimmte Zeit“ verschoben.

So ist das, wenn man Politikerinnen jederlei Geschlechts einen Job machen lässt, von dem sie keine Ahnung haben. Die Politik ist sehr gut darin, jedem genau das zu sagen, was er oder sie gerne hören will - wenn es sein muss, auch ohne Rücksicht auf Sinn und Verstand. So, wie es jetzt abläuft. Wo jedoch Weitsicht und Sachverstand gefragt sind, sollten unsere lieben Politikerinnen und Politiker lieber nichts zu sagen und noch viel weniger zu entscheiden haben: Ihre Weitsicht endet mit der laufenden Wahlperiode und was ihnen an Sachverstand fehlt, gleichen sie durch Böswilligkeit aus. Anders ist das heillose Chaos und allmächtige Durcheinander nicht zu erklären, das wir beschönigend das EU-Impf-Debakel nennen.

Man wird es dem Vereinigten Königreich eben niemals verzeihen, außerhalb der Rost-EU erfolgreicher zu sein als da drin. Aus kleinlicher Rache möchte die Brüsseler Beamtendiktatur nicht nur jedem Land, sondern auch jedem Menschen das Leben außerhalb der EU so unmöglich wie möglich machen. Nicht, weil man sich davon einen Vorteil verspricht. Sondern, damit andere EU-Abtrünnige (Dänemark, Niederlande, Ungarn, Italien, die Liste ist lang) nicht auf dieselbe Idee kommen und vom sinkenden Schiff der Brüsseler Beamtendiktatur Kap Heister gehen - diesem schrottreifen Seelenverkäufer.

Pour encourager les autres und für «Mehr Europa!» sprach sich auch Muttis Mann in Brüssel, der Chef-Eurokrat der nominell konservativen EU-Fraktion Manfred Weber, erst letzte Woche wieder dafür aus, den Briten den Impfstoff wegzunehmen. Nicht, dass wir ein paar Millionen AZ-Dosen mehr nicht gebrauchen könnten. Aber wir dürften sie ja noch nicht mal verwenden, wegen des Impfstopps. Das Zeug würde also in den Regalen verschimmeln, obwohl - oder vielleicht: weil? - es im Vereinigten Königreich ein paar hundert Menschen das Leben retten könnte. Möchte die Europäische Union wirklich da weitermachen, wo die Luftwaffe 1945 aufhören musste - bei der Auslöschung ziviler Ziele auf den Britischen Inseln?

Die Frage stellt sich mir nicht etwa, weil ich glaube, dass Herr Weber kein netter Mensch ist. Er weiß einfach nur, von welcher Seite die Butter aufs Brot kommt. Was wäre ein Chef der Europäischen Volkspartei ohne europäisches Volk? Herr Weber braucht „Mehr Europa!“ wie andere Leute die Luft zum Pupsen. Der Mann hat doch Ausgaben und leben will er auch. Beteiligungen? Aufträge? Posten und Pöstchen für sich und die seinen? Erst kommt das Fressen und dann die Moral, das wusste schon Brecht. Indes sieht Herr Weber von der EVP nicht wie jemand aus, der jemals auch nur eine einzige Mahlzeit überspringen musste.

Und nur, dass wir uns richtig verstehen: Ich mag Herrn Weber. Er zieht bestimmt eine tolle Show ab, wenn man mit ihm eine Weißwurst essen geht. Aber wenn man verstehen will, wie es in der EU wirklich läuft, muss man ihn als pars pro toto ansehen - als prototypischen Repräsentanten der Brüsseler Beamtendiktatur. Genauer gesagt: deren „demokratischen“ Arm.

Meine Damen und Herren, wir achten Demokratie als hehres Gut und als attraktives Ideal. Wir dachten einst, viel Politik würde mehr oder weniger automatisch auch zu viel Demokratie führen. Dem ist indes nichts so: Viel Politik führt in erster Linie zu - viel Politik! Und in zweiter Linie zu noch mehr Politik. Viele Parteien, Kandidaten, Vereine und Verbände zu haben, bedeutet für eine Gesellschaft nicht zwangsläufig, auch über eine dementsprechend üppige Vielfalt an politischen Meinungen zu verfügen. Und noch lange nicht, dass sie besonders demokratisch ist. Das sieht man an der Lage in der EU, allem voran in Krautland, vor allem im Vergleich zu Staaten, die schon seit vielen hundert Jahren als Demokratien erfolgreich sind.

Experten schätzen, dass am Impf-Stopp für AZ allein in Frankreich jeden Tag 15 Menschen sterben werden. EU-weit dürften es mithin rund 100 Menschen sein, die Tag für Tag ganz kläglich an der kleinlichen Rache sterben, die „Mehr Europa!“ an Brexit-Britannien nehmen möchte. Und von der veröffentlichten Meinung wird das dann auch noch als Demokratie verkauft.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: © European Union 2019 – Source: EP, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons


Freitag, 19 März 2021