Corona ohne Ende: Die Regierungskrankheit

Corona ohne Ende: Die Regierungskrankheit


Nachdem Ein-Euro-Land nun zum dritten Mal innerhalb von zwölf Monaten komplett dichtgemacht wird, steigt die Stimmung in Germany wie in einem Schnellkochtopf. Die systemrelevante Propaganda-Brigade versucht den Druck dorthin abzulenken, wo er ihrem wichtigsten Klienten, Vater Staat, möglichst wenig schadet - und vielleicht sogar noch etwas nützt.

Corona ohne Ende: Die Regierungskrankheit

Von Ramiro Fulano

Meine Damen und Herren, jetzt sind wir aber sauer. Weil uns die böse Corona zu Ostern nicht verreisen lässt. Stellvertretend für ihre Leserinnen und Leser trappelt sogar die altehrwürdige Bild-Zeitung mit ihren Gänsefüßchen. Nach fast einem Jahr Corona-Katastrophe traut sich die selbsternannte „Anwältin des kleinen Mannes“ jederlei Geschlechts inzwischen den Lockdown das zu nennen, was er ist: eine Ausgangssperre. Und übereinstimmend mit Herrn Lindner findet sie Ausgangssperren „immer unverhältnismäßig“. Das ist billige Stimmungsmache - man nennt es auch „Wahlkampf“ - von einer Partei, die mit der Praxis-Gebühr von damals 10 Euro bereits genug Menschenleben auf dem Gewissen hat. Herr Lindner darf natürlich denken, was er will. Ist ja ein freies Land. Aber gibt es in diesem freien Land vielleicht auch Menschen, die es „unverhältnismäßig“ fänden, wenn Herr Lindner im Bedarfsfall an ein Beatmungsgerät angeschlossen würde? Wer weiß. Und das wäre ebenfalls ihr gutes Recht.

Während die Bild-Zeitung erst gestern noch ihr journalistisch nicht ganz wasserdichtes Halali auf „Corona-Leugner“ blies und ihr die Gitterstäbe vor dem Mund gar nicht dicht genug sein konnten (atmen wird ja überbewertet), entdeckt sie nun auf einmal - pünktlich zum Start ins Superwahljahr - mit der Unverhältnismäßigkeit den wahrhaft Schuldigen an der Misere. Wie komfortabel für Herrn Lindner: Die Unverhältnismäßigkeit kann sich nicht wehren oder zurückschimpfen. Denn merke: Es ist nicht etwa eine komplett unfähige Bundesregierung, die zur Verantwortung gezogen werden muss. Nein, nein. Schuld, dass „wir nur nach Malle“ dürfen, sind die Leute, die den ganzen Corona-Wahnsinn überleben möchten. Schämen Sie sich doch bitte, meine Damen und Herren. Es  ist sehr rücksichtlos und „unverhältnismäßig“ von Ihnen, Herrn Lindner und der FDP damit zu drohen, dass sie sich ihre Lebenserwartung nicht noch einmal von den Freien Kleptokraten verkürzen lassen möchten.  

Aber nicht nur die Bild-Zeitung, auch der Spiegel wird immer mutiger. Man mag es indes den Mut der Verzweiflung nennen, wenn Deutschlands Meinungsmacher Nummer Eins (den kein Mensch wirklich interessiert) jüngst „Rücktritte“ forderte. Die zahnlose Rücktrittsforderung gehörte schon immer zu den Highlights bei der Inszenierung von pseudodemokratischem Dissens. Und natürlich fordert der Spiegel nur Rücktritte, die nichts kosten. Es geht schließlich um politische Opportunität, nicht etwa um so etwas Altmodisches wie die Unterscheidung zwischen Gut und Böse (beim Spiegel würde man wohl „Alttestamentarisches“ sagen).

Nicht etwa Frau Dr. Marxel (CDU) soll weg. Das wäre politisch nicht opportun. Auch Unsere Katastrophen-Uschi nicht. Die Frage stellte sich gar nicht erst, denn darunter könnte die „deutsche Führung“ von „Mehr Europa!“ leiden. Auch Genosse Scholz soll im Amt bleiben. Etliche Spiegelredakteur*innen jederlei Geschlechts würden verhungern, wenn sie im Willy-Brandt-Haus nicht mehr mit Bockwürsten und Kartoffelsalat (bzw. Tomate-Mozzarella) durchgefüttert würden. In der Wahl zwischen Richtigkeit und Opportunität entscheidet sich der Spiegel mal wieder für Letzteres: Spahni soll in den Teppich beißen! Der kann sich am wenigsten wehren - aus Gründen, die man sich beim Spiegel und seinen Leser*innen jederlei Geschlechts sicherlich denken kann. 

All diese Leichtigkeit und Albernheit, mit der der deutsche Blätterwald raschelt, soll aber vermag nicht von dem ablenken, was gerade passiert. Noch immer sterben Menschen völlig vermeidliche Tode, die auf nichts weiter als das eklatante und absolute Versagen dieser Regierung zurückzuführen sind. Zu hunderten - täglich. Das ist der eigentliche Skandal: Eine EU, die ihren Impfstoff (den einzigen realistischen Ausweg aus der Misere - heißt es!) so spät bestellt hat, dass man in Villabajo immer noch abkratzt, während in Villariba schon gefeiert wird. So hieß es mal in einem der penetrantesten Werbespots meiner Jugend. Das ist ein Witz mit ernstem Hintergrund, denn an der Unfähigkeit der EU - namentlich Frau VDL und ihrer Krankheitskommissarin Kokolores - werden weiterhin EU-weit zehntausende Menschen sterben. Die ganze Dritte Welle geht komplett auf das Konto der offiziellen EU- und Bundespolitik. Sowie mindestens jeder zweite Covid-19-Todesfall im ersten Quartal 2021.

Man könnte dieses politisch gewollte Massensterben strafrechtlich untersuchen wollen. Wenn die EU sich selbst mit dem Maß messen würde, mit dem sie andere gerne misst, säße ihr politisches Personal bereits vor Gericht. Aber zu ihrem Glück misst die EU mit zweierlei Maß, denn sonst hätte sie gar kein Maß. Die Großzügigkeit, mit der auch die deutsche Bundesregierung mit dem Leben anderer Leute umgegangen ist (und weiter umgeht) - kleiner Leute, alter Leute, schwacher Leute - hätte ihr einen besonderen Ehrenplatz auf der Anklagebank eingeräumt. Journalistisch-verklemmte Rücktrittsgesuche sind da viel zu harmlos und banal: Alt zu werden, kann schließlich jedem passieren - außer vielleicht beim Spiegel.

Wo ist die öffentliche Empörung über zehntausende vermeidliche Tode? Insbesondere von Leuten, die sich sonst schon darüber aufregen, wenn die Körner auf ihrem Dinkelbrötchen nicht ökologisch-korrekt genug sind? Wo ist der Untersuchungsausschuss im EU-Parlament, dieser nutzlosen Schwatzbude? Wo sind die Anklagen wegen Körperverletzung? Wegen Totschlags? Was ist auf einmal mit dem Verursacherprinzip? Wieso steht die EU-Junta zusammen mit der deutschen Bundesregierung nicht schon lange da, wo sie hingehört: beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag vor Gericht? Oder möchten unsere politisch Verantwortlichen es lieber so, wie bei den Ceausescus? Auch das ließe sich eventuell einrichten. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass gescheiterte Politiker vom Dach einer Tankstelle baumeln.

Was muss noch geschehen? Oder vielmehr: Was wäre passiert, wenn es sich nicht um Coronaviren, sondern um etwas wirklich Gefährliches gehandelt hätte? Rhetorische Frage.

Zu einer effektiven Aufarbeitung der Corona-Politik wird es nicht kommen. Um von der eigenen Unfähigkeit - vom eigenen Versagen - abzulenken, wird die Schuld stattdessen anderen in die Schuhe geschoben. Der „Unverhältnismäßigkeit“. Den „Mutanten“. Den „Corona-Leugnern“. Wenn es doch völlig klar ist, wie das alles angefangen hat: Mit Politikerinnen jederlei Geschlechts, die einen Job machen wollen, von dem sie keine Ahnung haben. Und sich das nicht eingestehen können - das lässt ihr narzisstisch verblasenes Ego nämlich nicht zu. Stattdessen werden Sündenböcke produziert: Jüngst das Vereinigte Königreich, das seinen Impfstoff nicht „mit uns teilen“ will. Wieso auch? Groß Britannien ist nicht mehr in der EU. HMG hat einen Vertrag mit Astra-Zeneca, nicht mit der EU. Und im Vertrag der EU mit Astra-Zeneca steht nichts davon, dass die EU vor dem Vereinigten Königreich beliefert werden soll. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Stellen Sie sich hinten an.

Zudem hat der britische Steuerzahler die Entwicklung des Astra-Zeneca-Vakzins von A bis Z selbst bezahlt. Nicht der deutsche. Nicht der französische. Auch sonst niemand aus der EU hat auch nur eine Puseratze in den Topf für Forschung und Entwicklung getan, für Produktion und Vertrieb, für Maschinenpark und Büroapparat. Das wurde alles aus britischen Eigenmitteln bezahlt. Insofern ist das, was die EU jetzt maßgeblich „unter deutscher Führung“ versucht, nichts weiter als Diebstahl. Wollen wir bloß hoffen, dass nicht auch noch Raub daraus wird. Und auch wenn das in der EU niemand glauben möchte: Astra-Zeneca bietet ihr Covid-19-Vakzin tatsächlich zum Selbstkostenpreis an - deshalb ist es nämlich so billig und kostet nur ein Drittel verglichen mit anderen Präparaten.

Der Impf-Krieg, den die EU nun keine 80 Tage nach Brexit mit Groß Britannien anzettelt, ist ihr jüngster Versuch, von ihrem Versagen abzulenken und die von ihr verursachte Misere anderen in die Schuhe zu schieben. Diese Politik ist eine Krankheit, denn sie nimmt es billigend in Kauf, dass andernorts Menschen an ihr sterben. Sie geht wortwörtlich über Leichen. Wenn es um die „europäischen Werte“ wirklich so hochtrabend bestellt wäre, wie von offizieller Seite gerne behauptet wird, würde ich erwarten, dass die „Wir-sind-doch-Europäer!“-Fraktion es ablehnt, mit einem Medikament behandelt zu werden, für das andernorts vielleicht jemand sterben musste. Aber damit überschätze ich natürlich die moralische Reife im geistigen Elendsviertel namens EU.

Apropos: Sie können im September wählen, wen Sie wollen, meine Damen und Herren. Sie kriegen in jedem Fall Politiker*innen jederlei Geschlechts vor die Nase gesetzt.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons


Montag, 22 März 2021