Filmförderung und Rundfunkabgaben abseits der Realität

Filmförderung und Rundfunkabgaben abseits der Realität


Rundfunkabgaben sind Zwangsabgaben und diese muss in Deutschland jeder Haushalt bezahlen, egal ob er ein Fernsehgerät besitzt oder nicht, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Auch die Filmförderung finanziert so manchen Streifen, der einen üblen Nachgeschmack hinterlässt und die fragwürdige Vergabe der Mittel ist wohl ein ewiges Rätsel. Ein Mitspracherecht des Bürgers gibt es in beiden Fällen nicht.

Filmförderung und Rundfunkabgaben abseits der Realität

Von Shaul Lazarus

Das 1986 erschienene Buch »Der ewige Antisemit« von Henryk Broder galt als eines der kontroversesten Bücher der achtziger Jahre. Broder analysierte den Antisemitismus und den Antizionismus der Linken und des fortschrittlichen Milieus – den Rattenschwanz der „Werwölfe“. Damals erwirkte der Intendant des Frankfurter Schauspiels, Günther Rühle eine einstweilige Verfügung, wo dem Verlag und dem Autor untersagt wurde, die Behauptung zu verbreiten, Rühle habe im Zusammenhang mit der Aufführung des Stückes „Der Müll, die Stadt und der Tod“ von Fassbinder gesagt, die „Schonzeit“ für Juden sei „vorbei“. Am Schluss kam es zu einem Vergleich. Broder schrieb 2018 darüber: „Der ewige Antisemit: Ich habe untertrieben“.

Längst hat sich der Antisemitismus von den Rändern der Gesellschaft zur Mitte hin verlagert und Antizionismus ist Deutschlands legaler Rassismus. Die Spitze des Eisbergs zeigte sich im September 2019, als Ärzte in der Helios-Klinik in Schwerin sich weigerten die Behandlung eines herzkranken Juden fortzusetzen, obwohl der Patient bei vollem Bewusstsein war. Die Bitten des Patienten selbst und seiner Familie, die Maschinen nicht abzuschalten und Medikamente nicht abzusetzen wurden völlig ignoriert. Aktive Euthanasie wurde gnadenlos durchgesetzt. Medienberichterstattung? Fehlanzeige!

Jährlich gibt es Hunderte verbaler und physischer Übergriffe auf Juden in Deutschland. Gegen die wenigsten wird ermittelt, denn Polizei und Justiz zeigen wenig Interesse an Aufklärung und Strafverfolgung dieser Delikte.

Ähnliche Erfahrungen machen auch Sinti und Roma. Antiziganismus ist nach wie vor weitgehend in der Gesellschaft präsent.

Es ließt sich wie ein schlechter Witz: Esther Schweins spielte eine „Zigeunerin“ in „Der Kurier des Zaren“ aus dem Jahr 1999, als ob es keine Sinti-Roma Schauspieler in Deutschland gibt. Und ausgerechnet Veronica Ferres stellte in „Unter Bauern - Retter in der Nacht” von 2009 eine Jüdin dar.

Wenn sich ein Hellhäutiger das Gesicht schwärzt, um einen dunkelhäutigen Menschen darzustellen, nennt man das „Blackfacing“ und rassistisch. Doch wie nennt man ein solches Szenario?

Apropos: Ein Highlight antiziganer Klischees war z. B. Im Jahr 1987 die Tatort-Folge „Armer Nanosh“.

Die Folge strotzt vor althergebrachten Vorurteilen gegen Sinti und Roma, dass es einem schlecht werden kann - das Drehbuch hatte übrigens Martin Walser geschrieben. (In seinem Schaffen dokumentiert Walser durchgängig antisemitische Stereotype.) Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, kritisierte damals den „Tatort“-Krimi „Armer Nanosh“ als rassistisch, herabsetzend und beleidigend. Bis zum heutigen Tag, hat sich nichts daran geändert.

Beispielhaft für die typische Aufarbeitung im deutschen Fernsehen, dass mit zig Millionen Förderung vollgepumpt wird, sind solche Filme wie „Der Fall Collini“,  wo Vorzeige-Jüngelchen Elyas M`Barek einen Alt-Nazi zur Strecke bringen darf, nach dem Motto „Wir haben aus der Vergangenheit gelernt!“. Das Buch zu diesem Film schrieb übrigens Ferdinand von Schirach. Ja, richtig gelesen von Schirach – Ferdinand von Schirach ist der Enkelsohn des Reichsjugendführers Baldur von Schirach, Urenkel des Hitler-Fotografen Heinrich Hoffmann und Enkel des Unternehmers und NSDAP-Politikers Fritz Kien. Der zuletzt Genannte wurde durch die  Arisierung steinreich.

Oder Jud Süß – Film ohne Gewissen ist eine wirre Filmbiografie aus dem Jahr 2010: Der Inhalt des Films hat mit der Realität so gut wie nichts gemein. Ferdinand Marian wird dort eine jüdische Ehefrau angedichtet, die er nicht hatte, denn seine Gattin Maria Byk war Deutsche mit Ariernachweis. Im Film allerdings machte man sie, angeblich aus künstlerischen Gründen zur „Halbjüdin“ (Halbjüdin ist ein Begriff aus dem Nazijargon) Anna Marian, die einen komplett erfundenen KZ-Tod erleiden muss.

Seit einigen Monaten zeigt Netflix die Serie „Unorthodox“, die sich, wie Alan Pozner zu Recht feststellte, antisemitischer Klischees bedient. Auch Historiker Michael Wolffsohn kritisierte, dass der Film antijüdische Stereotype vorführt. Die Serie handelt von einer frommen Jüdin aus New York, die ausgerechnet nach Berlin flüchtet, um sich von religiösen Zwängen und jüdischen Schurken zu befreien. Der buchstäbliche Höhepunkt ist dann,  dass ein Deutscher ihr beibringt, dass Sex Spaß macht.  Angesichts permanenter antisemitischer Übergriffe in Berlin ist die Verharmlosung und Verklärung der Bundeshauptstadt eine Farce.

Dementsprechend typisch, aber vollkommen inakzeptabel ist das Verhalten der TV Sender, die den Film »Deutschland im Winter« von Dr. Uwe Boll nicht kofinanzieren wollen, da er ihnen offensichtlich zu hart und kontrovers ist. „Deutschland im Winter“ heißt sein neues Filmprojekt und es spielt in einer Zeit nach der Merkel-Ära. Es zeigt eine Welt in der nicht das Gute siegt, sondern eine Welt in der Rechtsradikale, Rassisten und Verschwörungstheoretiker die Oberhand gewinnen. Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie erleben wir, wie Radikale und Judenhasser Gerüchte im Internet verbreiten, sich zu Tausenden zu Demonstrationen zusammenfinden und täglich neue Anhänger gewinnen. Ein idealer Nährboden für Extremisten jeglicher Couleur.

PRO 7, z.B. hält so ein Szenario für unrealistisch. Als realitätsfern kann man die Chefetage des Senders bezeichnen, doch vielleicht stecken auch andere Motive dahinter.

Ebenso wenig passt das Filmprojekt Bolls ins weichgespülte Programm der öffentlich-rechtlichen Sender. Wofür werden eigentlich Gebühren bezahlt, fragt man sich. Vielleicht damit ARD und ZDF teure Sportrechte kaufen und Florian Silbereisen und andere Gehirntöter ausstrahlen? Wohlfühl-TV aus Steuergeldern nach dem Motto: alles was aneckt und zeigt wie tief verwurzelt doch Rassismus in Deutschland ist, wird nicht gefördert.

Das „Qualitätsfernsehen“, das von Zwangsabgaben lebt, produziert lieber die Helene-Fischer-Show und das olle Traumschiff.

 Wenn dann aber ein Film, wie „Auschwitz“ von Uwe Boll kommt, der das Grauen in den Gaskammern realistisch abbildet, dann wird dieser weder gefördert, noch bei der Berlinale gezeigt oder vom deutschen Fernsehen gekauft. In Yad Vashem der bedeutendsten Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert, gilt er aber als einiger der wichtigsten Filme zum Holocaust.

Wenn noch Hunderttausende an Corona sterben und die Regierung weiter kläglich bei der Impfung versagt, steht schon in vier Monaten die Mehrheit der Deutschen nicht mehr zu dieser Regierung. »Deutschland im Winter« zeigt gerade, weil er in der Zukunft spielt, wie schnell man Demokratie und Freiheit verspielen kann.
Wie mutig ist Deutschland, wenn man so einen Film nicht fördert? Zeigt es nicht, dass man die Vergangenheit ausblendet, oder?

Wie sagte einst Fritz Bauer: „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 18 Februar 2021